Grimme-Preis Trophäe © Marc Ciabattoni/Grimme-Institut

57. Grimme-Preis: das sind die Gewinner:innen

Am 11.5.2021 wurden die Preisträger*innen des 57. Grimme-Preises bekannt gegeben. In den Kategorien Fiktion, Information & Kultur, Unterhaltung und Kinder & Jugend gibt es 16 Auszeichnungen. Dazu kommen der Publikumspreis und die „Besondere Ehrung“ des DVV.

„Das Preisjahr 2021 offenbart einen kreativen Schub und zeigt bemerkenswert, was das Fernsehen der Gegenwart leisten kann. Die Formate, der Einsatz audiovisueller Techniken und die Bandbreite der Dramaturgien sind vielschichtig, aktuell und variationsreich. Bekannte Stereotype werden an vielen Stellen aufgebrochen, gewohnte Pfade verlassen und Bewährtes weiterentwickelt“, betont Grimme-Direktorin Frauke Gerlach anlässlich der Verleihung des 57. Grimme-Preises. Gezeigt werde dabei nicht zuletzt, „dass das deutschsprachige Fernsehen von hervorragenden Dokumentarfilmer*innen getragen wird, die ganz unterschiedliche Zugänge finden, um gesellschaftliche Zusammenhänge zu erfassen und präzise recherchiert zu informieren.“

Grimme-Preis für „Loveparade – Die Verhandlung“

Unter den prämierten Produktionen des 57. Grimme-Preises finden sich mehrere herausragende dokumentarische Formate, darunter „Loveparade – Die Verhandlung“ (DOCDAYS Productions/Arpa Films für WDR/ARTE). Der journalistisch anspruchsvolle wie filmisch eindringliche Langzeit-Dokumentarfilm von Regisseur Dominik Wessely und Autorin Antje Boehmert widmet sich der Gerichtsverhandlung zur Loveparade-Katastrophe und der Aufarbeitung der Geschehnisse.

Der Film wurde im Sommer 2020 erstmals im Fernsehen ausgestrahlt und ist bis 2025 in der Mediathek verfügbar. „Es geht um abgrundtiefe Trauer, um Schmerz, auch um Fragen nach Schuld und Verantwortung”, betont Wessely gegenüber dem Haus des Dokumentarfilms. „Dazu kam, dass das Strafverfahren insgesamt durch die nahende Verjährungsfrist – sie tritt ein zehn Jahre nach der Katastrophe – von Anfang an unter einem enormen Druck stand.“ Produzentin Antje Boehmert ist überdies in Duisburg aufgewachsen. Die Katastrophe prägte und prägt bis heute die Stadt.

Gedenkstätte zum Unglück auf der Loveparade. Filmstill aus
Gedenkstätte zum Unglück auf der Loveparade. Filmstill aus “Loveparade – Die Verhandlung” © Knut Schmitz/DOCDAYS Productions

Sowohl für Wessely als auch für Boehmert ist es der zweite Grimme-Preis. Für die Dokumentar-Serie „Broadway Bruchsal“ erhielt Wessely mit Marcus Vetter 2002 den Grimme-Sonderpreis des nordrhein-westfälischen Kulturministeriums. Boehmert bekam die Auszeichnung 2017 für die Arbeit als Produzentin am Film „Ebola – Das Virus überleben“, zusammen mit Regisseur Carl Giersdorfer.

Tipp: Antje Boehmert von DOCDAYS ist zu Gast bei DOKVILLE online (17.-19.6.2021). Hier spricht sie unter anderem über „Charité intensiv: Station 43“, die erste Serie für die ARD-Mediathek, und den Dokumentarfilm „Die Freischwimmerin“, den sie derzeit für ARD/SWR produziert.

Weitere Dokumentarfilm-Gewinner der Kategorie „Info & Kultur“

Ebenfalls ausgezeichnet wurde der Dokumentarfilm „Vernichtet: Eine Familiengeschichte aus dem Holocaust“ von Andreas Christoph Schmidt (Schmidt & Paetzel Fernsehfilme für rbb/NDR/HR), der laut rbb-Intendantin Patricia Schlesinger auch als Aufforderung zur fortgesetzten Spurensuche zu verstehen ist.

Im Zentrum steht die Geschichte einer Brandenburger Familie, die auseinandergerissen, ausgebeutet, deportiert und schließlich an verschiedenen Orten ermordet wurde. Die Grimme-Jury betont, „der Film zeige eine vielschichtige Möglichkeit, wie auch künftig Geschichte und Geschichten erzählt werden können, die erzählt werden müssen“. Ein Ansporn, das Bewusstsein für die Shoah wachzuhalten, so Schlesinger vom rbb.

Die ZDF-Senderfamilie darf sich über fünf Grimme-Preise freuen. In der Kategorie „Info & Kultur“ wurde der Dokumentarfilm „Der Ast, auf dem ich sitze – Ein Steuerparadies in der Schweiz” (Bildersturm Filmproduktion für ZDF/3sat) gewürdigt. Filmemacherin Luzia Schmid hat 2019 die Ausschreibung für ein Dokumentarfilmprojekt zum 35-jährigen Jubiläum von 3sat gewonnen. Daraus entstanden ist eine Erzählung über Steuerflucht und ihre Auswirkungen aus dem Schweizer Städtchen Zug, die auch Menschen ansprechen soll, die sonst den Wirtschaftsteil in der Zeitung überblättern.

Publikumspreis der Marler Gruppe für „Afghanistan. Das verwundete Land“

Der Mehrteiler „Afghanistan. Das verwundete Land“ (LOOKSfilm für NDR/ARTE) wurde mit dem Publikumspreis der Marler Gruppe ausgezeichnet. Er greift auf meist ungesehene Archivbilder zurück, die teils auch aus der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg stammen.

Filmstill aus
Filmstill aus “Afghanistan. Das verwundete Land” © Arte/Dr. Bill Podlich

Tipp: Serienproducerin Regina Bouchehri und Geschäftsführer Gunnar Dedio von LOOKSfilm präsentieren bei DOKVILLE online (17.-19.6.2021) eine Case Study zur internationalen History-Doku-Serie „Spaltung der Welt“. Der Fokus des Panels liegt auf der Entwicklung und Finanzierung Produktion im High-End-Segment. Diese ist die Erweiterung von „Tagebücher des Ersten Weltkriegs“ und „Krieg der Träume“.

Alle Gewinner des 57. Grimme-Preises sind auf der Webseite des Grimme-Instituts zu finden.

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Elisa Reznicek leitet die Online-Redaktion beim Haus des Dokumentarfilms und ist für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Hauses zuständig.
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