Interview mit Michael Kranz, Förderpreis-Gewinner für „Was tun“

Michael Kranz darf sich gleich doppelt freuen: Sein Dokumentarfilm „Was tun“ wurde jüngst mit dem Publikumspreis beim SWR Doku Festival 2021 und dem Förderpreis vom Haus des Dokumentarfilms ausgezeichnet. Im Interview verrät er mehr über seine Arbeit. 

Zwölf Dokumentarfilme waren beim SWR Doku Festival in der Endauswahl für den Deutschen Dokumentarfilmpreis 2021, zusätzlich gab es drei Anwärter für den Musikpreis der Opus GmbH. Entsprechend der Kriterien hatten die Anwärter auf den Hauptpreis (Gewinner: „Ich bin Greta“) erneut auch Chancen auf weitere Würdigungen, wie den mit 3.000 Euro dotierten Förderpreis vom Haus des Dokumentarfilms (HDF).

Förderpreis vom Haus des Dokumentarfilms für Michael Kranz

Filmplakat Was tun von Michael KranzNach Jasmin Herold und Michael David Beamish („Dark Eden“, 2019) sowie Valentin Riedl („Lost in Face“, 2020) ging der HDF-Förderpreis in diesem Jahr an Michael Kranz für „Was tun“. Er erhielt außerdem den von der Landesanstalt für Kommunikation und der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg gestifteten neuen Publikumspreis, über den Zuschauer:innen der SWR Landesschau entschieden hatten.

Zum Inhalt von „Was tun“

Der Titel „Was tun“ zieht sich exemplarisch durch den gesamten Film: Was kann man als Außenstehender tun angesichts des Leids auf der Welt? Ist es naiv oder gar vermessen, als gut situierter westlicher weißer Mann beispielsweise nach Südostasien zu reisen, um sich selbst ein Bild von der Situation vor Ort zu machen und vielleicht sogar helfen zu wollen? Oder dient das lediglich der Selbstprofilierung? Der Regisseur und Schauspieler Michael Kranz reist nach Bangladesch – entgegen dem Rat etlicher Personen in seinem Umfeld und trotz starker persönlicher Zweifel. „Was soll einer allein schon ausrichten können?“, kreisen die Gedanken in seinem Kopf. „Grenz dich ab! Lass das nicht so an dich ran!“, hallen die Worte derer wider, die ihn nicht verstehen können.

In Faridpur macht er sich auf die Suche nach einer jungen Zwangsprostituierten, die er im Dokumentarfilm „Whore’s Glory“ von Michael Glawogger gesehen und deren Schicksal ihn seither nicht mehr losgelassen hatte. Immer tiefer taucht er ein in das Elend der Frauen, die von Menschenhändlern verschleppt und zur Sexarbeit gezwungen werden, ihrer Kinder und Familien. „Ein engagiertes und keineswegs einfaches Thema“, betont Ulrike Becker, Geschäftsführerin vom Haus des Dokumentarfilms, das den Förderpreis stiftet. „Und doch ließ der Regisseur sich nicht aufhalten. Danke, lieber Michael, dass du uns auf diese Reise mitgenommen hast.“

Interview mit Michael Kranz zu „Was tun“

Frank Rother hat für das Haus des Dokumentarfilms mit Michael Kranz gesprochen. Im Interview erzählt Kranz mehr über seinen Dokumentarfilm „Was tun“, aber auch über die Arbeit am Bondhu Projekt, die von der Hilfsorganisation Shapla Mohila Sangstha tatkräftig vor Ort unterstützt wird. Das Projekt bietet Kindern von Prostituierten und minderjährigen Zwangsprostituierten ein Leben außerhalb des Bordells.

https://www.youtube.com/watch?v=Yx7wbg2NV3Y

Kurzbiografie Michael Kranz

Der 1983 in Ravensburg geborene Filmemacher und Schauspieler studierte an der Otto-Falckenberg-Schule in München Schauspiel und im Anschluss an der Hochschule für Fernsehen und Film München Dokumentarfilmregie. Sein Kurzfilm „MyBorder‘s Joyfence“ gewann Preise wie den First Steps Award, den Spotlight Award in Gold und Silber, den Clio Award in Gold und mehrere Awards beim Art Directors Club New York. Im Rahmen seiner schauspielerischen Arbeit für Film und Fernsehen stand er für Regisseure wie Michael Haneke („Das weiße Band“), Joseph Vilsmaier („Nanga Parbat“), Steven Spielberg („Bridge of Spies – Der Unterhändler“) und Quentin Tarantino („Inglourious Basterds“) vor der Kamera. Zuletzt war er in „Oktoberfest 1900“ zu sehen (ARD und Netflix). Michael Kranz ist Mitglied der deutschen Filmakademie.

Credits „Was tun“

Regie und Erzählung: Michael Kranz; Kamera: Dirk Richard Heidinger, Michael Kranz; Montage: Stine Sonne Munch, Miriam Märk, Maria Wördemann. Eine Produktion von Sparkling Pictures in Koproduktion mit der Hochschule für Fernsehen und Film, München.

Filmstill Was tun Förderpreisgewinner 2021 beim Deutschen Dokumentarfilmpreis
Menschenhändler, der Mädchen und junge Frauen verschleppt.
Bruder einer Prostituierten, mit dem Michael Kranz Freundschaft schließt.