Szene aus »Tokyo Idols« © Brakeless Limited / Eyesteelfil

»Tokyo Idols«

Ganz nah dran an ihren Idolen: Junge Mädchen in bunten, ausgefallenen Outfits, die auf der Bühne für reife Männer tanzen, singen und durch soziale Medien, sowie »Meet and Greets« die Nähe zu ihren Fans suchen. Dem Leben der »Tokyo Idols« hat Kyoko Miyake eine Dokumentation gewidmet, die Arte bis Anfang Dezember in der Mediathek zeigt. Ein popkultureller Kulturschock über junge Japanerinnen zwischen Aufmerksamkeit und Einsamkeit und Big Business auf Japanisch.

Laut und schrill wirkt ihre Präsenz auf der Bühne: Junge, japanische Mädchen, die versuchen immer besser, erfolgreicher und beliebter bei ihren Fans zu werden. Sie treten selbstbewusst auf und verbreiten bei ihren Shows gute Laune. Ihre Fans wiederum flüchten durch die »Idols« vor dem eigenen Alltag und geben für die kleinen Shows teilweise fast das komplette Monatsgehalt aus. Sie wollen »ihren Idols« nahe sein. Noch intimer wird es bei den sogenannten »Meet and Greets« bei denen die Fans den Mädchen ganz nahe sein dürfen. Auch wenn es sich dabei in der Regel nur um einen kurzen Plausch mit Händeschütteln handelt, verspüren manche der überwiegend männlichen Fans eine starke Zuneigung zu ihren sehr jungen, weiblichen Idolen. Für Außenstehende ist das zumindest eine Grauzone. Doch was bewirkt diese Faszination in den Fans, woher kommt diese grelle asiatische Pop-Erscheinung?

Die Dokumentation zeigt Mädchen, die sich als »Tokyo Idol« beweisen wollen, um die Erfolgsleiter hochzuklettern, auch wenn es heißt dabei seine gesamte Zeit mit Livechats, Bühnenshows und Treffen mit den Fans zu verbringen. Dabei wird auch die Leidenschaft der Fans thematisiert und wie sich dadurch ihr Leben verändert.


Tokyo Idols (Arte-Mediathek)

(Video laut Sender abrufbar bis 2. Dezember 2018)

Hierbei wird ein starker Einblick in die Kultur der hypermodernen Gesellschaft der Japaner in Tokyo verschafft und die ausgeprägte Dynamik der Geschlechter innerhalb der »Tokyo Idols«-Szene. Zudem erzählt die Dokumentation auch eine Geschichte über Einsamkeit und das Verlangen nach Aufmerksamkeit in der modernen Gesellschaft Tokyos.

Der Film von Kyoko Miyake wirkt durchaus wie ein Kulturschock, wenn man sich noch nie mit dieser sehr speziellen Art der Pop-Szene befasst hat. Mit den sich abwechselnden Perspektiven zwischen den Idols und den Fans bekommt der Zuschauer die durchaus umstrittene Leidenschaft dieser Menschen zu spüren. Von lauten Show-Aufnahmen, welche die jungen Mädchen bei ihrem Element zeigen, bis hin zu Interviews mit den Stars und Fans, bei denen immer wieder ein gewisser Schatten für ihre Leidenschaft spürbar gemacht wird. Eine Doku, die in kompakter Form verschiedene Ansichten über ein fragwürdiges Pop-Phänomen anbietet.

(David Palmer)

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