Ekstase im Kino (3): Die große Lotti Huber in »Anita – Tänze des Lasters« 

Fünf Dokumentar- und Essayfilme zu ekstatischen Ausnahmezuständen und Lebensentwürfen präsentiert das Haus des Dokumentarfilms gemeinsam mit dem Kunstmuseum Stuttgart am Sonntag, 20. Januar 2019 in Stuttgart (Kino Cinema, www.innenstadtkinos.de). Der dritte Programmpunkt des Tages ist ein ganz besonderes Experiment: Die große Schauspielerin Lotti Huber lässt in Rosa von Praunheims »Anita – Tänze des Lasters« die verwegene Zeit der Anita Berber aufleben, jener »Dame in Rot«, die Otto Dix in seinem Jahrhundertbild (und in vielen Skizzen) verewigte. 

Darum geht’s in »Anita – Tänze des Lasters«

Die Tänzerin Anita Berber war in den »Wilden Zwanzigern« des 20. Jahrhunderts Sinnbild des puren Exzesses mit ihrem skandalösen Programm »Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase«. 1925 malte Otto Dix sie nackt. In Praunheims eigenwilligem Film beschwört Lotti Huber als alte Frau noch einmal Berbers bewegtes Leben. Ihre Fantasien entpuppen sich als bis zum Wahnsinn gesteigertem Wunschtraum. Sie landet in der Psychiatrie. Der Film vermischt Gegenwart und Vergangenheit, fiktional und dokumentarisch. Praunheim inszeniert das Leben der Berber als Stummfilm, expressiv und farbenprächtig – die Gegenwart bleibt s/w, grau und trostlos.

Ein Einführung in diesen Film wird gegen 15.30 Uhr Kay Hoffmann, Filmexperte und Studienleiter Wissenschaft im Haus des Dokumentarfilms halten.

Weiterführende Infos und Tickets

Ekstase, Trance und Rauschzustände sind ein fester Bestandteil des Films. In vielfältiger Form wurde sich damit sowohl in Spiel- als auch Dokumentarfilmen auseinandergesetzt. Das Haus des Dokumentarfilms war Partner bei der Organisation dieses besonderen Kino-Themenabends: Neben Klassikern des ethnografischen Films von Maya Deren und Peter Adairs wird der Kultfilm »Koyaanisqatsi« (1986) von Godfrey Reggio (Musik Philipp Glass) gezeigt. Außerdem der zwischen Doku und Fiktion changierende »Anita – Tänze des Lasters« (1987) von Rosa von Praunheim. Den Abschluss bildet »Leaning into the Wind« (2017) über den Land-Art-Poeten Andy Goldsworthy. Der Regisseur Thomas Riedelsheimer steht für ein Filmgespräch zur Verfügung.

Das komplette Programm: www.hdf.de/ekstase. Es gibt einen Tagespass, die Filme können aber auch einzeln besucht werden.