»Genesis 2.0«

Unsere DOK Premiere im März 2019

Zwei Welten, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite die archaische Weite der Insel Neu-Sibiriens, auf der jeden Sommer die Jagd nach Stoßzähnen von Mammuts beginnt. Durch die Erderwärmung taut der Permafrost auf und legt die seit tausenden von Jahren eingefrorenen Skelette frei.

Auf der anderen Seite die kühle Welt wissenschaftlicher Konferenzen und Gen-Labore. Sie träumen davon, aus den aufgetauten Zellen neue Mammuts zu klonen oder sie sogar komplett neu zu erschaffen. Besonders erfolgreich dabei ist die koreanische Firma Sooam Biotech, die schon über 900 Hunde geklont hat. Für 100.000 $ bekommt man zwei Hundenachkommen des verstorbenen eigenen Lieblings. Dass sich dabei nicht nur ethische Fragen stellen, sondern es durchaus auch kriminelle Aktivitäten gibt, zeigte 2006 der Stammzellen-Skandal, in denen der koreanische Firmenchef involviert war und der damals zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde.

Christian Frei ist einer der wichtigsten Schweizer Dokumentarfilmer. Mit seinem Oscar nominierten „War Photographer“ (2001), mit „The Giant Buddhas“ (2005) und „Space Tourist“ (2009) beeindruckte er die Zuschauer. Jetzt setzt er diese beiden Welten bewusst gegeneinander. Sein Ko-Regisseur Maxim Arbugaev begleitete die Mammutjäger auf ihren gefährlichen Expeditionen ins Nirgendwo und wurde Teil des Teams. Sie träumen alle vom großen Reichtum durch ihre Fundstücke, doch die eigentlichen Gewinne machen die Zwischenhändler. Zugleich ist es eine Welt, die 

von Mythen lebt und bei der sich die Jäger der Verantwortung gegenüber der Natur bewusst sind. Sie haben immer Angst, für ihren Raubbau von ihr bestraft zu werden. Einige kommen nicht zurück von ihren Expeditionen, andere sterben zu Hause. Die Rückreise von der Insel erweist sich als besonders gefährlich. 

Nach einem immer strikter durchgesetzten Verbot des Elfenbeinhandels von Elefanten sind die Preise für das urzeitliche Bein der Mammuts international gestiegen, vor allem auch in Asien. Denn diese Zähne können verarbeitet und mit hohem Gewinn verkauft werden. Ein Mittler zwischen den Welten ist Semyon Grigoriev, Leiter eines Mammut-Museums in Nordsibirien und Bruder einer der Jäger. Auch er hat den Traum, ein Mammut klonen zu lassen. Er erzählt, dass die Mammuts früher als heilige Tier der Unterwelt gesehen wurden. Über Satellitentelefon und per Mail kommuniziert Arbugaev mit Frei, der in der Welt herumreist in den anderen Hightechwelten. Denn der Fund eines Mammut-Kadavers mit Fell und Blut lässt die Hoffnungen wachsen, aus diesen Zellen ein neues Mammut klonen zu können. 

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Andere wie der renommierte amerikanische Molekularbiologe George Church gehen mit ihren Ideen noch weiter. Wenn man die DNA des Mammuts entschlüsseln kann, dann kann man mit der synthetischen Biologie sie auch künstlich schaffen und optimieren, beispielsweise mit Elefanten mischen. Evolution reloaded. Vor dem Gebäude der chinesischen Genbank stehen schon zwei Mammuts als Symbole für die nächsten Ziele. Was wie ein skurriler Science-Fiction-Plot klingt, ist längst Realität und ethische Bedenken haben die daran beteiligten Forscher kaum. Sie huldigen dem wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt. Die Genetik der Zukunft könnte unsere Welt auf den Kopf stellen. 

Christian Frei und seinem Co-Regisseur Maxim Arbugaev ist ein bildgewaltiger, packender Dokumentarfilm gelungen, der beim Sundance Festival für die Beste Kamera und bei vielen anderen Festivals ausgezeichnet wurde. Seine Spannung wird durch die atmosphärische Musik von Max Richter und Edward Artemyev unterstützt und in einigen Passagen verstärkt. 

Im Anschluss an die Vorführung wird es ein Filmgespräch geben mit Christian Frei und Kay Hoffmann (Haus des Dokumentarfilms).