Doku-Tipp: Gewinner 58. Grimme-Preis in der Mediathek

Der Grimme-Preis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen für deutschsprachige Fernsehproduktionen. In der Kategorie „Information & Kultur“ werden ausgezeichnet: „Charité intensiv: Station 43“, „Hanau – Eine Nacht und ihre Folgen“, „Oeconomia“ und „Schwarze Adler“.

Doku-Preisträger in der Mediathek

Insgesamt werden bei der 58. Verleihung sechzehn Grimme-Preise in den Kategorien „Fiktion“, „Information & Kultur“, „Unterhaltung“ sowie „Kinder & Jugend“ vergeben. Ausgezeichnet werden laut Veranstalter „Sendungen, die die spezifischen Möglichkeiten des Mediums Fernsehen auf hervorragende Weise nutzen und innovative sowie qualitative Anstöße geben.“ 3sat sendet am 26. August 2022 ab 22:25 Uhr eine Zusammenfassung der Preisverleihung aus Marl, moderiert von Jo Schück.

 

Die Preisträger der Kategorie „Information & Kultur“ sind momentan alle in den Mediatheken kostenlos verfügbar.

„Charité intensiv: Station 43“

Die Doku-Serie „Charité intensiv: Station 43“ zeigt eindringlich die gesundheitlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie und wurde bereits im Rahmen des Branchentreffs DOKVILLE 2021 vom Haus des Dokumentarfilms thematisiert. Einen Winter lang beobachten Regisseur und Autor Carl Gierstorfer sowie die Co-Autorin Mareike Müller eine Intensivstation, auf der Leben und Tod sehr nah beieinanderliegen. Der ungeschönte Blick erschüttert und zeigt, was das medizinische Personal fachlich, körperlich und emotional leisten muss.


„Charité intensiv: Station 43“ ist bis 31.03.2023 in der ARD Mediathek verfügbar. Die Doku-Serie war im Vorjahr bereits beim 22. Deutschen Fernsehpreis erfolgreich.

Filmstill aus "Charité intensiv: Station 43" © rbb/Docdays/Carl Gierstorf
Charité intensiv: Station 43 (DOCDAYS Productions für rbb) Carl Gierstorfer (Buch/Regie/Bildgestaltung), Mareike Müller (Buch), Ronald Rist (Montage), Antje Boehmert (Produktion), Ute Beutler (Redaktion)

https://youtu.be/M6436ypJMpw

Hanau – Eine Nacht und ihre Folgen (hr)

Der 19. Februar 2020 geht als schwarzer Tag in die deutsche Geschichte ein: Bei einem rechtsextremen Terrorakt werden neun Hanauer Bürger:innen mit Migrationshintergrund ermordet. Anschließend erschießt der deutsche Täter zunächst seine Mutter und dann sich selbst. In der aufrüttelnden wie berührenden Dokumentation „Hanau – Eine Nacht und ihre Folgen“ gibt Marcin Wierzchowski der berechtigten Kritik von Überlebenden, Angehörigen und Vertretern der Zivilgesellschaft an den Ermittlungsbehörden eine Stimme und würdigt das Andenken an die Opfer, die der Täter zu Fremden in ihrer eigenen Heimat machen wollte: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov #SayTheirNames

„Hanau – Eine Nacht und ihre Folgen“ ist bis 19.02.2023 in der ARD Mediathek verfügbar. Er war auch für den Roman Brodmann Preis 2022 nominiert, der vom Haus des Dokumentarfilms gestiftet wird.

Filmstill aus "Hanau – Eine Nacht und ihre Folgen" © Marcin Wierzchowski
Hanau – Eine Nacht und ihre Folgen (hr) Marcin Wierzchowski (Buch/Regie/Bildgestaltung)

Oeconomia (Petrolio Film für ZDF/3sat)

Der Dokumentarfilm von Carmen Losmann begibt sich auf eine Reise in das für „Normalbürger“ zunehmend undurchsichtiger werdende Wirtschaftssystem. Die Durchleuchtung der kapitalistischen Strukturen der Gegenwart gestaltet sich, wie zu erwarten ist, schwierig – Insider des Banken- und Finanzsektors plaudern ungern vor der Kamera Geheimnisse aus. Zum Einsatz kommen daher auch Telefonprotokolle und computergenerierte Bilder, damit die abstrakten Zusammenhänge zwischen Wirtschaftswachstum, Verschuldung und Vermögenskonzentration greifbar(er) werden.

„Oeconomia“ feierte Premiere auf der Berlinale 2020 in der Kategorie Forum und ist bis 8.11.2022 in der 3sat Mediathek verfügbar.

Filmstill aus "Oeconomia", das Menschen aus dem Finanzsektor bei der Arbeit zeigt. Man sieht sie bei der mutmaßlichen Analyse von Papieren über einen Schreibtisch gebeugt. Es handelt sich um lauter Männer in weißen Hemden und dunklen Stoffhosen. © ZDF/Dirk Lütter
Oeconomia (Petrolio Film für ZDF/3sat) Carmen Losmann (Buch/Regie), Dirk Lütter (Bildgestaltung)

https://youtu.be/RKT_g14MSus

Schwarze Adler (Broadview Pictures für Amazon Prime Video/ZDF)

„Der Rassismus lodert vielleicht nicht mehr. Aber er lauert, schwelt“, schreibt die Süddeutsche Zeitung über Torsten Körners „Schwarze Adler“, dessen Blick ins Detail sie ausdrücklich lobt. Zu sehen sind People of Colour, die ihr Glück im Fußball suchen. Steffi Jones, Cacau, Gerald Asamoah und andere sprechen über ihre Liebe zum Sport. Sie berichten aber auch über Diskriminierung, rassistische Anfeindungen und Strukturen, die noch immer einer Überarbeitung bedürfen. Die Interviews, die „Schwarze Adler“ zu Grunde liegen, sind – typisch Körner – sensibel, emphatisch und mit viel Sachverstand geführt.


„Schwarze Adler“ ist bei Amazon Prime verfügbar. Die Film war im Vorjahr bereits beim 22. Deutschen Fernsehpreis erfolgreich.

Filmstill aus "Schwarze Adler", zu sehen ist Ex-BVB-Profi Otto Addo in einer nachdenklichen Pose, während er auf einer Treppe sitzt © ZDF/Broadview Pictures
Schwarze Adler (Broadview Pictures für Amazon Prime Video/ZDF) Torsten Körner (Buch/Regie)

https://youtu.be/rH1ZEqacA2c

Weitere Auszeichnungen beim 58. Grimme-Preis

Für besondere journalistische Leistungen wird Katrin Eigendorf (Bild links) ausgezeichnet. Gewürdigt werden den Preisstiftern zufolge ihre „empathischen und mutigen Reportagen“ zur Lage der Frauen und Mädchen in Afghanistan. Darüber hinaus wird Nele Dehnenkamps „Seepferdchen“ (Kinder & Jugend) prämiert. Die Produktion der Filmakademie Baden-Württemberg für den MDR hat Kay Hoffmann bei dokumentarfilm.info ausführlich vorgestellt. Leider ist sie momentan nicht in der Mediathek verfügbar. Aus der Jurybegründung: „Unterstützt durch die hohe Ästhetik der Bilder gelingt es, die entstandenen Kopfbilder zur Flucht und zur Gefahrenlage im Mittelmeer auf die Unterwasseraufnahmen im Schwimmbad zu übertragen.”

Petra Boberg und Christine Rütten erhalten einen Grimme-Preis für die Konzeption und Realisation der Doku-Reihe „Am Limit?! Jetzt reden WIR!“ für den Hessischen Rundfunk. Die Folgen sind laut Jury „keine Filme über junge Menschen, sondern von, mit und für junge Menschen. Die Zielgruppe partizipiert, anstatt zu rezipieren.“

Alle Preisträger des 58. Grimme-Preises sind auf der Homepage gelistet: www.grimme-preis.de