Neue Dokus – Kinostarts vom 19. bis 26. Juni

Vom 12.06. bis 26.06 laufen sieben Dokumentarfilme im Kino an: DAS ORCHESTER – THAT ORCHESTRA WITH THE BROKEN INSTRUMENTS, TYPISCH EMIL, STEP ACROSS THE BORDER, ONE TO ONE: JOHN & YOKO, EVERY NOTE YOU PLAY, COPA 71, GO CLARA GO.

Regie: Yuval Hameiri, Michal Vaknin

Kinostart: 19.6.25

Wie klingt Musik? Schön? Was ist schön? Schräg? Was ist schräg? Können Töne schräg sein, also nicht schön anzuhören, oder können Töne schön sein und schräg zugleich, also schön schräg anzuhören? In Jerusalem versammeln sich drei Komponisten, ein Dirigent und rund hundert Musiker:innen. Sie kommen aus unterschiedlichen Kulturen, sprechen unterschiedliche Sprachen, doch alle eint die Liebe zur Musik. Und die Lust auf ein waghalsiges Tonexperiment. Dieses Projekt, das sie vereint, ist exzentrisch, verrückt – also schön schräg. Denn sie wollen auf Instrumenten spielen, die nicht intakt sind: gebrochene Ventile, nicht schließende Klappen, gerissene Saiten, zerbrochene Resonanzkörper. Wie klingt diese Musik? Eine Herausforderung für die Ohren, Sinnesbalancen störend? Wie überhaupt erzeugt man aus einem kaputten Klangkörper einen Ton? Die beiden Filmemacher sehen zu, vor allem hören sie hin, montieren diese Musik stimmungsvoll mit den Stimmen der Beteiligten. Eine Herausforderung mit sinnfüllendem Ergebnis.

Credits: „Das Orchester – That Orchestra with the Broken Instruments“. Dokumentarfilm von Yuval Hameiri und Michal Vaknin. Drehbuch: Yuval Hameiri. Kamera: Chen Wagshall. Schnitt: Yuval Hameiri. Eine Produktion von Mekudeshet, Jerusalm Season of Culture und Go2Films. 
Im Verleih bei Tricorder Universe.

Regie: Phil Meyer

Kinostart: 19.6.25

Emil Steinberger – Schweizer Kabarettist, dessen fein-sanfter Schalk die Menschen lachen lässt und innehalten für einen nachdenklichen Augenblick. Eine filmische Zeichnung des Mannes, der 90 Jahre alt ist, weise wie immer und so lautleise oder leiselaut, wie es nur geht. „Das Problem mit dem Alter wird nicht kleiner: Es sterben zwar viele Alte, aber es wachsen immer neue nach.“ Ein Blick zurück in die Kindheit, in die schwierigen Anfänge der Karriere ist wie ein Blick in die Zukunft des jugendlichen Alten, in dessen Leben die Liebe keine geringe Rolle spielt. Phil Meyers Film: zugewandt, charmant und einnehmend.

Credits: „Typisch Emil“. Dokumentarfilm von Phil Meyer. Drehbuch: Elmar Bossard, Phil Meyer, Emil Steinberger und Niccel Steinberger. Kamera: Elmar Bossard. Filmeditor: Justin Stoneham. Eine Produktion von Gorps Film und Wasabimayo. Im Verleih bei Filmwelt Verleih.

Regie: Nicolas Humbert, Werner Penzel

Kinostart: 19.6.25

1987 bis 1990 an Originalschauplätzen in Japan, Italien, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und den USA auf 35 mm Schwarzweißfilm gedreht, 1990 uraufgeführt. Der Film begleitet den Musiker Fred Frith über zwei Jahre. Er dokumentiert, wie Frith improvisierend komponiert, spontan im Alltag, auf Proben und Konzerten, allein oder mit Freunden, unter ihnen John Zorn und Arto Lindsay. Dazu Mittschnitte von Konzerten, Interviews, Bilder von Städten – Tokio etwa und New York. Die Filmmacher beschreiben ihren Film als „Celluloid Improvisation“, als experimentellen Versuch, die musikalischen Extempores mit den Ausdrucksformen des „Direct Cinema“ zu kombinieren. Oder sie gegeneinander in Bewegung zu setzen und in fluide ‚erzählerische‘ Schwingungen zu bringen. Bild und Ton bleiben autonom – und doch nicht, denn es bilden sich spontane Schnittmengen. „In beiden Formen zählt der Moment, das intuitive Gespür für das Geschehen im Raum. Musik und Film entstehen aus einer intensiven Wahrnehmung des Moments, nicht aus der Umsetzung eines vorgegebenen Plans. In der Improvisation offenbart sich der Plan erst am Ende. Man findet ihn.“

Credits: „Step Across The Border“. Dokumentarfilm von Nicolas Humbert und Werner Penzel. Drehbuch: Nicolas Humbert und Werner Penzel. Kameramann: Oscar Salgado. Filmeditor: Gisela Castronari, Vera Burnus, Nicolas Humbert und Werner Penzel. Eine Produktion von Cine Nomad Filmproduktion und Balzli & Cie Filmproduktion im Auftrag von Westdeutscher Rundfunk (WDR), Norddeutscher Rundfunk (NDR) und Bayerischer Rundfunk (BR). Im Verleih von Rapid Eye Movies.

Regie: Kevin Macdonald, Sam Rice-Edwards

Kinostart: 26.6.25

Imagine: New York, Greenwich Village, August 1972: John Lennon & Yoko Ono. Politisch aufgewühlte Zeit: Richard Nixon & Vietnamkrieg & Proteste für Love & Peace. Tiefe Liebe & schillernde Performance. Zwei Persönlichkeiten & das legendäre „One to One”-Wohltätigkeitskonzert, Lennons einziges Live Event nach dem letzten Beatles-Konzert, der Trennung der Fab Four und seinem jähen, gewaltsamen Tod im Jahr 1980. Ein Konzert für die behinderten Kinder der Willowbrook State School, Staten Island. Ein musikhistorisches Ereignis & Revival eines außerordentlichen politischen Engagements von John & Yoko.

Credits: „One To One: John & Yoko“. Dokumentarfilm von Kevin Macdonald und Sam Rice-Edwards. Drehbuch: Kevin Macdonald und Sam Rice-Edwards. Kamera: David Katznelson. Schnitt: Hamed Sam Rice-Edwards. Eine Produktion von Mercury Studios und Plan B/KM Films. Im Verleih bei Die Filmagentinnen. 

Regie: Mika Kaurismäki

Kinostart: 26.6.25

Drei Tage, prallvoll mit Musik. Ohne Absprachen, ganz dem Improvisieren ergeben treffen 16 Musiker:innen aus unterschiedlichen Stilrichtungen und Kulturen aufeinander. Unter ihnen der australische Multiinstrumentalist und Komponist Oren Ambarchi, die Schottin Brìghde Chaimbeul, Vertreterin einer experimentellen keltischen und schottischer Dudelsackmusik, der deutsche Komponist Heiner Goebbels und die Sängerin und Performerin Julia Úlehla, transdisziplinär unterwegs. Protokoll eines lustvollen Schaffensprozesses – jenseits festgelegter Regeln.

Credits: „Every Note You Play“. Dokumentarfilm von Mika Kaurismäki. Kamera: Jörg Adams und Sabine Panossian. Eine Produktion von Grimthorpe Film und Maximage. Im Verleih bei Real Fiction Filmverleih.

Regie: James Erskine, Rachel Ramsay

Kinostart: 26.6.25

Im August 1971 fand in Mexiko-Stadt ein internationales Fußballturnier statt. Eigentlich nichts Außergewöhnliches, wenn es sich nicht um die erste Frauenfußball-Weltmeisterschaft gehandelt hätte. Von der FIFA und den nationalen Verbänden ignoriert, von 100 000 Fans im Stadion jedoch gefeiert. Ein vergessenes Sportereignis, Opfer männerbündischer Ignoranz, doch in der Retrospektive ein Meilenstein für die Emanzipation des Frauenfußballs. Tooor!

Credits: „Copa 71“. Dokumentarfilm von James Erskine und Rachel Ramsay. Drehbuch: James Erskine, Victoria Gregory und Rachel Ramsay. Kamera: Angela Zoe Neil. Schnitt: Arturo Calvete und Mark Roberts. Eine Produktion von Dogwoof, New Black Films, Nine Two Six Productions und Westbrook Studios. Im Verleih bei Grandfilm.   

Regie: Sylvie Kürsten

Kinostart: 26.6.25

Wie lassen sich die Grenzen des Sag- und Sichtbaren durch Kunst verschieben – trotz oder gerade wegen aller Widerstände? Vor gut 50 Jahren erklärte eine Handvoll Künstler:innen die einstige sozialistische Vorzeigestadt Chemnitz/Karl-Marx-Stadt zur avantgardistischen Happening-Zone. Ob stumme Performances oder Pleinairs an der See, überbordende Künstlerfeste oder kaltnadelradierte Kollektivwerke – die Künstlergruppe Clara Mosch und die genossenschaftlich organisierte Galerie Oben haben seit den 70er Jahren bewiesen, dass Kunst in der DDR frei sein kann. Und westlichen Vorbildern wie Joseph Beuys in nichts nachsteht. Mit ihrem Dokumentarfilm „Go Clara Go: die Kunst des kreativen Widerstands“ legt die Regisseurin Sylvie Kürsten ein Ausnahmekapitel ostdeutscher Kunstgeschichte offen.

Credits: „Go Clara Go“. Dokumentarfilm von Sylvie Kürsten. Drehbuch:  Sylvie Kürsten. Kamera: Martin Langner, Christian Trieloff (Zusatz), Anne Misselwitz (Zusatz), Roman Schlaack (Zusatz) und Valentin Kühn (Zusatz). Schnitt: Johannes Girke. Eine Produktion von inselfilm Produktion in Koproduktion mit Mitteldeutscher Rundfunk (MDR). im Verleih bei Salzgeber & Co. 

Beiträge zu den Dokus, die im Juni im Kino angelaufen sind, finden Sie hier: 

→ zu den Kinostarts vom 5. bis 12. Juni 2025

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Picture of Wolfgang Jacobsen
Wolfgang Jacobsen, geboren 1953 in Lübeck, bis 2019 Leiter Forschung und Publikationen an der Deutschen Kinemathek. Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher zur deutschen und internationalen Filmgeschichte. Arbeiten für Hörfunk und Fernsehen, schreibt über Film und Literatur. Lebt als freier Autor in Berlin.
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