„Hannah Arendt und der Eichmann-Prozess” im Zeughauskino

Das Zeughauskino in Berlin startet am 01. Juli 2020 nach langer Schließung wieder in sein Programm. Mit dabei ist unter anderem eine Retrospektive zum Thema „Hannah Arendt und der Eichmann-Prozess”, die am 03. Juli beginnt.

Filmische Begleitung der Hannah-Arendt-Ausstellung

Im Deutschen Historischen Museum in Berlin ist vom 27. März bis zum 18. Oktober 2020 die Ausstellung „Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert” zu sehen. Sie beschäftigt sich mit dem Wirken der Publizistin, Philosophin und politischen Theoretikerin. Kuratiert wird ihr Schaffen anhand der historischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung wird nun, ab 03. Juli 2020, durch eine Retrospektive zum Thema „Hannah Arendt und der Eichmann-Prozess” begleitet. Sie zeichnet mit Filmen und Fernsehsendungen die Entwicklungen des Eichmann-Prozesses aus der Perspektive der BRD und Israels nach, illustriert aber auch das Leben der bekannten Denkerin. Die ausgewählten Filme machen den Prozess zur Aufarbeitung der Shoa besonders deutlich. Zu sehen ist beispielsweise “Nacht und Nebel”, kommentiert von The Times als einer der wichtigsten Dokumentarfilme über antisemitische Nazi-Verbrechen. Auch der 1974 für die Oscars nominierte Dokumentarfilm “Ha’makah ha’shmonin ve’ahat” (zu dt. “Der 81. Schlag”) wurde in das Programm der Retrospektive aufgenommen. 

Hannah Arendt – die jüdische Philosophin beschreibt das „Böse“

Bild mehrerer Soldaten mit Kameras, schwarz/weiß (© Deutsche Kinemathek)
Die Dokumentarfilme gehen den antisemitischen Nazi-Verbrechen auf die Spur (© Deutsche Kinemathek)

Adolf Eichmann war der Verantwortliche für die Deportation von über fünf Millionen Juden während des zweiten Weltkrieges. 1950 floh er nach Argentinien, bis er 1960 vom israelischen „Geheimdienst Mossad“ aufgespürt wurde. Sein Prozess vor Gericht nach Ende des Krieges dauerte bis zum 15. Dezember 1961. Hannah Arendt begleitete diesen als Pressekorrespondentin und stieß mit ihrem Schriftstück „Eichmann in Jerusalem”, in dem sie über Adolf Eichmann als unscheinbaren Verbrecher und Exempel für die „Banalität des Bösen” berichtet, die Debatte um die Aufarbeitung der Shoa weiter an.

Der Eichmann-Prozess und die Aufarbeitung der Shoa

Nicht nur Hannah Arendt weckte mit ihrer Reportage das Interesse in der Öffentlichkeit. Auch die Übertragung des Prozesses im Fernsehen verlagerte dessen Sichtbarkeit hin zu einem internationalen Publikum. So löste die Aufarbeitung der Verbrechen deren Verdrängung ab, wodurch das Ausmaß der Gewalttaten der Weltbevölkerung transparent und glaubhaft gemacht wurde.

Zum Programm des Zeughauskino

Tickets (5 Euro) für die Vorstellungen müssen, Corona-bedingt, vorab online gekauft oder telefonisch reserviert werden. 

Titelfoto: Ausschnitt aus dem Film „Auf den Spuren des Henkers”