TV-Tipps 13.-16.12.: Arte wiederholt »O.J. – Made in America«

Der deutsch-französische Sender Arte wiederholt vom 14. bis zum 16. Dezember 2017 den wohl wichtigsten Doku-Mehrteiler des Jahres – wenn auch in einer Zeit jenseits der Bettgrenze. Danach verbleibt die höchst sehenswerte Serie, die in diesem Jahr mit dem Doku-Oscar ausgezeichnet wurde, bis Ende des Jahres noch in der Arte-Mediathek. Manche Chancen bieten sich ein zweites Mal – und wenigstens dann sollte man sie ergreifen.

O.J. – Made in America
Sendetermine bei Arte:
Mittwoch, 13.12., 0:35 Uhr: Teil 1
Donnerstag, 14.12., 1:13 Uhr: Teil 2
Freitag, 15.12., 0:13 und 1:46 Uhr: Teil 3 und Teil 4
Samstag, 16.12., 0:56 Uhr: Teil 5

Szene aus »O.J. Simpson: Made in America« © espn, AP Photo Joseph Villarin

Szenen aus »O.J. Simpson: Made in America« © espn, rechts: AP Photo Joseph Villarin

Diese Wette hätte keiner gehalten, denn so klar war die Sache: Bei den diesjährigen Oscar-Verleihung konnte nur ein Kandidat das Renen machen: O.J. Simpson. Oder um es präziser zu sagen: Bei den langen Dokumentarfilmen siegte Ezra Edelmans »O.J. Made in America« – eine fünfteilige Miniserie, die auch als Kino-Dokumentarfilm veröffentlicht wurde.

In dieser Biografie wird der Aufstieg und der Niedergang des Football-Superstars O.J. Simpson erzählt. In den sechziger Jahren katapultiert sich Simpson als Running Back an die Spitze der amerikanischen Gesellschaft. Er war der bekannteste Profi-Footballer seiner Generation. Der Erfolg auf dem Platz, wo er Yards um Yards machte, half ihm, zu einer Werbeikone zu werden. Der erste schwarze Werbeträger für das weiße Amerika. Danach folgte ganz automatisch der Erfolg in Hollywood. Die Welt schien O.J. Simpson nicht nur zu Füßen zu liegen, sie schien ihm zu gehören. In einer Zeit in den sechziger und siebziger Jahren, in der Amerika wie niemals zuvor mit sich und den Haufarben seiner Bürger kämpfte, ließ der schwarze Sport-Superstar O.J. Simpson vergessen, welche Hautfarbe er hatte. Simpson setzte alle Regeln außer Kraft.

Doch der 12. Juni 1994 änderte alles. Simpsons Frau Nicole Brown Simpson und ihr Liebhaber Ronald Lyle Goldman werden erschossen. Tatverdächtiger und auf der Flucht – verfolgt von Polizei, Hubschraubern und dabei live im Fernsehen: O.J. Simpson. Was folgte, war ein spektakulärer Mordprozess. Simpson wird freigesprochen, verliert dann aber in einer Zivilklage sein Vermögen. Jahre später begeht er einen Einbruch, um Erinnerungsstücke zurück zu holen, die früher ihm gehörten. Dafür sitzt er heute im Gefängnis.

Was für eine Story!

Ezra Edelmann hat sich viel, viel Zeit genommen, um diese komplexe Geschichte zu erzählen – und zwar nicht nur als biografische Handlung, sondern auch als gesellschaftliches Epos über die Rechte der Schwarzen in Amerika. Simpson, heißt es an einer Stelle, wollte immer ein Held sein. Ein amerikanischer Held. Zum Helden wird man aber nicht nur durch Taten, sondern auch, indem man ein bestimmtes Image annimmt. »Wenn ich auf die Straße gehe, will ich erkannt werden«, hat Simpson einmal gesagt. Diese Heldenstatus hat er erreicht – im Guten wie im Schlechten.

Edelmans Fünfteiler zeigt auch, wie man ein großes Publikum für Dokuserien begeistern kann. Es ist ein langer Lauf, gekrönt mit einem Touchdown.